Bericht in der Silvesterausgabe der Borkener Zeitung am 31.12.1999

Warten auf die Post vom Papst aus Rom

Internetprojekt "50 Jahre Bundesrepublik Deutschland" macht Schülern sehr viel Spaß / Menschliche Schicksale


Schüler und Schülerinnen der 9a an der Heidener Ludgerus-Hauptschule: Sie holten Statements von Zeitzeugen zum Thema "50 Jahre Bundesrepublik" ein.  Foto: hu

Heiden (hu). "Hat der Papst noch nicht geantwortet?" Jeden Morgen hört die Sekretärin der Heidener Hauptschule, Heidrun Burkamp, die gleiche Frage. Grund: Die Schüler und Schülerinnen der Klasse 9a mit ihren Lehrern Ewald Meis und Wilfried Hackenbroch haben das höchste Kirchenoberhaupt im Rahmen ihres Internetprojektes angeschrieben und warten nun auf eine Antwort. Die Jugendlichen nehmen an einem Wettbewerb von Computerhersteller Microsoft teil, in dem Zeitzeugen der 50jährigen deutschen Geschichte ihre persönlichen Erlebnisse schildern.

"Wir wollten kein Geschichtsbuch kopieren sondern menschliche Schicksale mit der Historie verbinden," erzählt Wilfried Hackenbroch zur Entstehung des Schulprojekts. Bei der Recherche nach den gesuchten Personen kamen so einige Kuriositäten wie Namensverwechslungen zusammen. Post aus Heiden bekamen viele Politiker aller Parteien. Geantwortet haben sie alle: der ehemalige Bundespräsident Richard Weizsäcker, Oskar Lafontaine und Otto Graf Lambsdorff, Volker Rühe und Wolfgang Clement, wie auch die heimischen Lokalmatadoren Hans Peter Kemper und Elke Wülfing. Sie ließen es sich nicht nehmen, den Heidener Jugendlichen Anekdoten aus ihrem Leben zu erzählen. Auf Post von Formel 1 Rennfahrer Mikka Häkkinnen und Michael Schuhmacher wird noch gewartet.

Nicht nur berühmte Personen aus Sport, Medien, Politik und Kultur finden ihren Platz in der Homepage der Ludgerus-Schule. Auch der "einfache Mann von der Straße" wurde um ein "statement" gebeten. Ein Spätheimkehrer aus Russland kommt ebenso zu Wort wie der Heidener und gebürtige Portugiese Angelantonio de Lucia, der als der 1.000.000 Gastarbeiter 1964 in die deutsche Geschichte eingegangen ist. 50 Seiten besitzt das Computergeschichtsbuch, zu jedem Jahr von 1949 bis 1999 haben die Jugendlichen menschliche Schicksale dokumentiert. "Es muss nur noch in die richtige historische Reihenfolge gebracht werden", so Ewald Meis.

Einige Geschichten und Lebensläufe berührten die Jungen und Mädchen besonders: Einer der wenigen Überlebenden des Segelschulschiffs "Pamir", das 1957 sank, erzählte von seinen Grenzerfahrungen im Überlebenskampf. Der Dolmetscher von John F. Kennedy übermittelte den Heidener Schülern einen Spickzettel, nachdem der damalige amerikanischer Präsident 1963 den historischen Satz "Ich bin ein Berliner" eingeübt hatte. Viel Zeit haben die Lehrer und Schüler der Ludgerus- Schule in ihre Projektarbeit investiert, die im März 2000 ausgewertet werden soll. "Im Schulunterricht wie auch in der Freizeit ging es nur noch um dieses eine Thema", erzählt Wilfried Hackenbroch. So kann moderner Unterricht aussehen: Den Umgang mit PC mit Geschichtswissen zu kombinieren machte allen Schülern besonderen Spaß.

Wer einen Blick auf die Homepage werfen will: http://www.ludgerusschule.de.
 

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