Josefa und Josef Krechting mit ihren Kindern. Aus dem kleinen Jungen wurde der Schulleiter unserer Ludgerusschule - Herbert Krechting.
Lebensmittelmarken gab es seit Kriegsbeginn (1.9.1939). Im Rathaus in Billerbeck war ein Büro, das die Marken zuteilte. Familien mit kleinen Kindern oder Kranken bekamen Zulagen. Brot, Fleisch, Eier, Mehl. Milch, Butter, Zucker, Kaffee, usw., ja sogar Waschpulver konnte man in den Geschäften nur kaufen, wenn man die wenigen passenden Lebensmittelmarken abgab. Auch für Kleidung gab es Bezugsscheine.
Lebensmittelkarte aus Nordrhein-Westfalen aus dem Jahre 1950
Eigenversorgung half! Wir hatten außerhalb der Stadt einen Garten gepachtet. Vor allem Kartoffeln und Gemüse wurden angepflanzt. Aus Johannisbeeren goren wir eigenen Wein.
Harte Zeiten auch für Raucher
Wir hatten auch ein großes Tabakbeet! Die Blätter wurden auf dem Dachboden zum Trocknen aufgehängt, dann fermentiert und kleingeschnitten. Der fertige Tabak war ein begehrtes Tauschobjekt. Im späten Herbst sammelten wir in den Wäldern Bucheckern. Man durfte sich dabei nicht erwischen lassen oder mußte beim Förster für einen Sammelschein bezahlen. In fünf Stunden schaffte man es, ca. zehn Pfund zu sammmeln. Ein Bekannter hatte sich eine Ölpresse gebaut. Zehn Pfund Eckern ergaben ein Liter Speiseöl. Es schmeckte aber scheußlich.
Kontakte zu Bauern waren wichtig! Wir hatten welche: Unsere Eltern hatten Landwirtschaft. Da lohnte sich oft ein Besuch. Für ein Stück Speck oder eine Düppe Milch fuhr man gerne 20 km mit dem Rad. Zu Hause wurde dann bei der fetten Milch der Schmand abgerahmt und daraus Butter geschüttelt.
Viele gute Beziehungen mußte man haben! Es wurde getauscht, gekungelt, gehamstert, gemogelt, um über die Runden zu kommen. Unsere Lebensmittelhändlerin konnte sogar aus einem Kilogramm Kaffeebohnen neun Achtel-Portionen machen und uns was zustecken! Für einen Sack Weizen bekamen wir einen Küchenherd, für eine Gans einen Wintermantel, eine Schlafzimmereinrichtung war schon für einen Schinken zu haben. Auch für Speck bekam man alles: Brennholz, Wasserpumpe, Ersatzteile fürs Fahrrad usw.. "Kompensieren" nannten wir diesen Tauschhandel.
Mit der Währungsreform (Juni 1948) wurde vieles besser. Man konnte für Geld wieder Waren bekommen. Lebensmittelmarken gab es aber noch bis 1950.
Josefa und Josef Krechting, Coesfeld
(C)Ludgerusschule Heiden