Leiter des Stadtarchivs in Borken, Herr Pöpping

STADTVERWALTUNG

Stadt Borken - Postfach 17 64 - 46322 Borken
 
Herrn
W. Hackenbroch
Ludgerusschule Heiden
Velener Str. 29
 
46359 Heiden
 
Sehr geehrter Herr Hackenbroch!...
 
Nach so langer Zeit sich an Ereignisse zu erinnern, fällt recht schwer. Ich mußte meine Aufzeichnungen von Berichten in der Zeitung hinzuziehen, um eine Erinnerungsstütze zu bekommen. Wie die Überschriften belegen, war der Wiederaufbau der zerstörten Stadt ein Schwerpunkt, gekrönt 1950 mit dem Aufbau der Remigiuskirche, in der Ostern 1950 wieder Gottesdienst abgehalten werden konnte....
Die Wirtschaft war seit der Währungsreform in Schwung gekommen. Eine Überschrift in der Zeitung "Nach langen Jahren wieder Winterschlußverkauf" beweist, daß kein Mangel an Kleidung war. Im März 1950 gab es vorübergehend ein Überangebot an Butter durch Importe aus dem Ausland, und man wünschte, daß zum Schutze der deutschen Erzeugnisse nur ein bedarfsgerechter Import aus dem Ausland dazu kommen sollte. Wohnraum war aber noch sehr knapp und wurde weiter bewirtschaftet, d.h. ein Wohnungseigentümer konnte nicht frei an Mieter vermieten, sondern mußte das "Wohnungsamt" einschalten. Die Wohnraumbewirtschaftung war noch nicht gelockert. Von Lebensmittelkarten im Jahre 1950 ist mir nichts bekannt.  ...
 
1950 hatte Borken nur 1 Volksschule mit 6 normalen Klassenräumen, 2 Kellerräumen, 2 Behelfsräume im Dachgeschoß und 2 Barackenräume für 651 Knaben in 13 Klassen (demnach 50 Kinder durchschnittlich in 1 Klasse ), von 13 Lehrkräften unterrichtet. Neben der Knabenschule war auch die Mädchenschule in dem Gebäude untergebracht, so daß "Schichtunterricht" abgehalten werden mußte. Eine Woche die Knaben am Vormittag, die Mädchen am Nachmittag, dann umgekehrt....
Als Junglehrer bekam ich natürlich einen Kellerraum zugewiesen, in dem ich rd. 48 Knaben in Zweierbänken unterbringen konnte. Lüftung war miserabel!! Seit 1948 besaß die Schule neben einem alten Diaskop 1 Schmalfilmgerät....
Weil ich in der Freizeit mich für den Aufbau der Pfarrbücherei engagierte, die 1947mit 940 Bänden wieder angefangen hatte, durfte ich als erfahrenes "Kellerkind" im November 1950 die Verlegung der Bücherei in den "Keller" unter der Sakristei mitmachen. Dieser "Abstieg" in den Keller unter der Sakristei war ein "Aufstieg" zur langsamen Entwicklung der öffentlichen Bücherei in Borken....
Es ist möglich, daß die Zuteilung an Hausbrandkohle immer noch beschränkt war. Am 21. Aug. 1951 berichten die Zeitungen von einer katastrophalen Kohlenversorgung und daß für das 4. Quartal monatlich nur 1 Doppelzentner Hausbrandkohle zugeteilt werden sollte. Erst Ende 1951 beschlossen die 3 Besatzungsmächte und die Beneluxstaaten, die international Ruhrbehörde, das Ruhrstatut sowie die der westdeutschen Montanindustrie auferlegten Beschränkungen aufzuheben und zwar nach Inkrafttreten des "Schuman-Planes". ......
 
(Fortsetzung des Briefes unter 1952)...
 
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Datum 12.01.2000

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