Bildmontage: Adenauer - Kreml - Keil
... "Schon, als er das Amtszimmer von Herrn Tarassow betrat (war es auch das von Woroschilow?), einen länglichen kahlen Raum, in dem über einem verschlissen Ledersofa ein großes Bild von Marx hing, bemerkte er trocken: Dat is och en Rheinländer!", um dann, gleichsam erklärend, fortzufahren "Und ein Jroßneffe vom Engels, der Jroßkapitalist Pferdemenges, dat is ein Freund von mir."
Die russischen Herren versuchten nun, ein Gespräch über Moskau anzufangen und wollten wissen, welchen Eindruck der Herr Bundeskanzler denn von der sowjetischen Metropole gewonnen habe. Adenauer antwortete: "Wenn ich eine neue Jroßstadt kennenlerne, betrachtete ich dat immer mit den Augen des ehemalijen Oberbürjermeisters von Köln. Sie wissen ja, dat ich zweimal abjesetzt wurde, einmal von den Nazis, und dat zweitemal von den Engländern." Und als ehemaligen Oberbürgermeister interessiere ihn z.B. die Frage, wie es denn in Moskau mit der Kanalisation bestellt sei, oder ob man denn dort noch Schichtunterricht in den Schulen habe. - All das natürlich Fragen, auf die keiner seiner Gesprächspartner eine Antwort geben konnte. Ziemlich betreten verwies man auf den noch ausstehenden Besuch beim Vorsitzenden des Stadtsowjets (= Oberbürgermeister) von Moskau, der sicher derartige Fragen werde beantworten können. Adenauer verließ den Kreml nach kaum 20 Minuten als eindeutiger Sieger nach Punkten. Er hatte sich Respekt verschafft. ..."
Rolf-Dietrich Keil, "Mit Adenauer in Moskau", Bouvier Verlag 1997, S. 93/94
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