Johann Knüwer

Die Heimkehr

"Als wir aus dem russischen Gefängnis entlassen wurden, stiegen wir in einen Zug um und fuhren nach Friedland. Am 15. Januar 1956 holte mich meine Familie aus Friedland ab und brachte mich mit einem PKW nach Velen. Von da aus fuhren wir nach Heiden. Dort umjubelten mich die Bürger, als ich mit einer Kutsche durch ganz Heiden fuhr.


1955 in Russland, Rückkehr nach 14 Jahren

Ich war 14 Jahre in Gefangenschaft. Die letzten 11 Jahre wurden mir wegen Adenauers Verhandlungen in Moskau erlassen. Da wir uns in der Gefangenschaft aussuchen durften, welche Tätigkeit wir ausüben wollten, entschied ich mich, wegen der besseren Verpflegung, für den Bergbau. Zu essen gab es Brühe mit einem Brennesselblatt und mit etwas Glück auch mal mit einem Stück Kartoffel darin.
Bei der Schwerstarbeit brach ich mir beide Beine. Im Lazarett sollten sie zuerst amputiert werden, aber weil ich dagegen war, wurden sie genäht. Im Lazarett gab es genug zu essen.
Zur Sicherheit wurden wir mit Lkws von einem Gefängnis zum anderen gebracht. Einmal wurden wir in einem Zug auf engstem Raum in ein anderes Gefängnis verfrachtet. Im Zug gab es nur einen Hering und ekelhaftes Brot zu essen. Weil das Brot so schlecht war, schnitzten wir daraus Schachfiguren.
Die Betten in den Gefängnissen bestanden aus einem Gestell, Maschendraht und einer dünnen Decke. Weil wir keinen Alkohol trinken durften, schmuggelten wir vor Weihnachten eine Flasche Schnaps ins Gefängnis. Wir versteckten sie im vier Meter hohen Schnee und hatten Weihnachten Schwierigkeiten sie wiederzufinden.
Über ein selbstgebautes Radio erfuhren wir, wie Konrad Adenauer über unsere Freilassung verhandelte. Nachts hörten wir ganz leise Radio, damit die Russen es nicht merkten. Das einzig Gute war noch, dass unsere dreckigen Klamotten in einem großen Kessel erhitzt wurden und dadurch die Läuse abstarben.
Da ich vier Jahre lang nicht schreiben durfte, freute ich mich um so mehr über ein Paket mit einer Hose und einem Hemd. Weil wir einheitliche Kleidung tragen mussten, färbte ich die Hose schwarz, und das Hemd tauchte ich in Chlor und legte es ins Wasser, damit es nicht auseinanderfiel.
Nach der Fahrt durch Heiden kippte ich, von den Strapazen geschwächt, vor unserer Haustür um und wusste nicht mehr, was danach passierte."
 

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