Das Drama im Atlantik wurde zum Medienereignis

Eine Nation zitterte mit

Aachen (jozi). Wo ist die Pamir? Ist das Schiff gesunken? Gibt es Überlebende? Ganz Deutschland bangte vor 40 Jahren um die Besatzung der Viermastbark.

Die erste Meldung über das Drama im Atlantik schreckt die Bundesbürger am Samstag, den 21. September, auf. Abends verkündet die Tagesschau: "Die Pamir ist verschollen." Am nächsten Tag füllt die Katastrophe bereits die ersten Seiten der Sonntagszeitungen. "Deutsches Segelschulschiff Pamir funkt SOS! Wir sinken",. titelt die "Welt".

Deutschland schwebt in den folgenden Stunden zwischen Hoffen und Bangen. In zahlreichen Kirchen werden Bittgottesdienste für die Verschollenen gehalten. Gebannt sitzen die Menschen vor den Radios. Zeitungen, die auf Sonderseiten ausführlich über das Schiff und die laufende Suchaktion berichten, finden reißenden Absatz. Mal wird spekuliert: "Schwimmt die Pamir noch?", mal geben sich die Blätter pessimistisch. "Keine Hoffnung für die Pamir", heißt es am 23. September.

Doch dann bricht ein Vulkan neuer Hoffnungen aus. Am 24. September erfahren die Deutschen: "Fünf Überlebende!" Sie werden aber auch erstmals mit der Gewißheit konfrontiert: "Die Pamir ist gesunken." Noch am gleichen Abend verkündet die Bildzeitung: "25 weitere Seeleute treiben in einem Boot." Am Mittwoch, dem 25. September, scheint sich zu bestätigen, was alle erbitten. "Funkspruch vom Ozean: Wir haben noch mehr gerettet", meldet die Frühausgabe von "Bild". Stunden später versetzt das Blatt mit einer weiteren Ausgabe Deutschland in einen Freudentaumel: "41 Überlebende von der Pamir gerettet - alle wohlauf", heißt es in dicken Lettern. Und: "Eine bisher unbestätigte Meldung der Nachrichtenagentur AP spricht sogar von 71 Geretteten."
 

Hörfehler eines Funkers

Ein Tag später jedoch der Schock: "Hörfehler eines Funkers weckte in aller Welt Hoffnungen über die Pamir", melden die Zeitungen am 26. September. Um dann ihren Lesern die traurige Gewißheit zu verkünden: "Den Untergang. der Pamir haben nur sechs Seeleute überlebt."


Der Kapitän der Geiger, Herman Lotz,
verabschiedet Karl-Otto Dummer.

Zwei Tage später erleben die Geretteten ein bis dahin ungekanntes Medienspektakel. Als sie in Casablanca von Bord des US-Truppentransporters Geiger gehen, werden sie von 170 Reportern aus aller Welt erwartet.

Quelle: Aachener Zeitung, Dienstag, 23. September 1997
 

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