Ludgerusschule Heiden - 50 Jahre Bundesrepublik Deutschland

Jahrzehnte nach der Fahrt durch die Hölle

Ein Trauma ist geblieben

Jülich (jozi). Als einziger der sechs Pamir-Überlebenden ist Karl-Otto Dummer bereit, über seine Erlebnisse zu erzählen.

Karl-Otto Dummer lebt heute zurückgezogen
in Jülich-Selgersdorf. In den vergangenen
Jahren hat er die unzähligen Belichte über
den Untergang der Pamir zu einem Archiv
zusammengetragen. Foto: Harald Krämer

Bereits in den sechziger Jahren hatte Dummer versucht, sich das Trauma von der Seele zu schreiben. Zehn Jahre arbeitete er mit einem Journalisten an dem Buch "Viermastbark Pamir", das Mitte der siebziger Jahre erschien. Doch gänzlich verarbeitet hat er seine Fahrt durch die Hölle bis heute nicht. "So etwas kann man nicht auslöschen", sagt der 64jährige. "Selbst in meinem Buch habe ich nicht über alles gesprochen, was wir im Rettungsboot tatsächlich durchleben mußten. Und auch heute gibt es noch Tage, an denen ich auf das Thema nicht angesprochen werden darf".

Refugium in Selgersdorf

Dummer ist nach der Pamir-Katastrophe weitere zweieinhalb Jahre zur See gefahren. Anschließend baute der gelernte Bäcker auf dem zweiten Bildungsweg seinen Betriebswirten, arbeitete sich zum Leiter einer Einzelhandelskette in Süddeutschland hoch.
Seit über zehn Jahren lebt Dummer zurückgezogen im Jülicher Ortsteil Selgersdorf. Hier hat er sich sein Refugium geschaffen.
Inmitten eines großen Gartens liegt ein ehemaliger Hühnerstall, den er mit eigenen Händen zu einer geschmackvollen Bleibe umgebaut hat. "Ich lebe bewußt in der Natur und mit der Natur", sagt der Ruheständler. "Vielleicht ist auch das eine Konsequenz aus den damaligen Ereignissen." Zu einem weiteren Überlebenden der Pamir-Katastrophe hat Dummer auch heute noch Kontakt. Ebenso zu einem amerikanischen Arzt, der ihn unmittelbar nach der Rettung versorgte.
Die Pamir wird Dummer nicht loslassen. Zur Zeit arbeitet der Mann, der in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Archiv über die Pamir aufgebaut hat, an einem Bildband zur Geschichte des Schiffs.

Quelle: Aachener Zeitung, Dienstag, 23. September 1997