Bella Italia
Heidrun Burkamp
Deutschland fast 20 Jahre nach dem Krieg. Unsere Eltern hatten die Aufbauarbeiten geleistet und es herrschte Vollbeschäftigung. Man konnte sagen: den Deutschen ging es wieder gut! Nun ging es daran, möglichst viel von dem nachzuholen, was man glaubte, verpasst zu haben. Vor allen Dingen wollten alle Leute reisen und die Reisewelle in die südlichen Länder begann zu rollen. Auch ich blieb nicht davon verschont. Mein Freund Heinz fuhr schon seit ein paar Jahren mit seinen Eltern nach Italien und zwar zum Gardasee und nun überzeugte er mich, dass wir beiden auch hinfahren sollten. Gesagt, getan.
Viel Geld hatten wir nicht, aber man war ja noch nicht so anspruchsvoll wie heute und kam mit relativ wenig Geld und vor allem mit wenig Komfort zurecht.
Fest stand: Wir zelten! Für mich war das zunächst eine Horrorvision. Camping, oh Schreck! Und dann noch in einem fremden Land! Aber ich ließ mich überreden.
Aus dem Auto meiner Eltern, einem Renault-Dauphine, wurden die Hintersitze ausgebaut, um alles Camping-Material verstauen zu können.
Wir gehörten zu den Glücklichen, die schon ein Hauszelt hatten (von den Eltern meines Freundes)! Als alles gepackt war, ging es los Richtung Italien. Geschlafen wurde unterwegs in Bundeswehrschlafsäcken an abgelegenen Straßenrändern. Es war Ende Mai und bei uns hielten sich die Temperaturen in Grenzen. Aber als wir die Berge auf dem Reschenpass überquert hatten und Meran hinter uns gelassen hatten, wurde es sehr warm und ich war froh, als wir gegen Abend den Campingplatz Malcesine am Gardasee erreicht hatten.
Das Zelt war schnell aufgebaut und dann ging es erst mal ab in die Fluten des Sees. In den nächsten Tagen erkundeten wir die Dörfer und Städte rund um den Gardasee.
Besonders schön war ein See, der über dem Gardasee lag und zu dem wohl so gut wie niemand hinfuhr. Dort war es, als ob man allein auf der Welt war. Lago di Ledro hieß er. Nur die Auffahrt zu ihm war etwas abenteuerlich. In Serpentinen zog sich eine Straße vom Gardasee hinauf zum Lago di Ledro. Für meine münsterländischen Verhältnisse war die Straße sehr schmal und an der einen Seite ging es abschüssig hinunter. Gott sei Dank begegnete mir ein Bus, der hupend den Berg hinunter fuhr, bei meiner Fahrt nach oben.
So hatte ich wenigstens nicht die steile Seite beim Ausweichen. So etwas passierte mir natürlich dort noch öfter. Aber was sollte es, wir haben dort viel gesehen und wir hatten eine Menge Spaß. Mit der Sprache kam man auch ganz gut zurecht, da alle Leute, die in Restaurants und Souvenirläden tätig waren, bereits etwas Deutsch sprachen.
Nach 14 Tagen ging es wieder nach Hause. Alles wieder hinein in unseren Dauphine und ab ging's. Bei einer Vollbremsung rutschte alles Gepäck so durcheinander, dass der Zöllner am italienischen Zoll mit einem mitleidigen Blick auf unser Chaos im Auto auf die weitere Kontrolle verzichtete.
Diese Fahrt bleibt mir in sehr guter Erinnerung, weil sie sich doch von den späteren, gut organisierten und geplanten Fahrten wohltuend abhob.
(C)Ludgerusschule Heiden