"Die Art, mit der Hans-Dietrich Genscher sein außenpolitisches Handwerk im Laufe der Jahre immer akribischer, immer perfekter und immer geistesgegenwärtiger beherrschte (buchstäblich!), ist auch einem Schachspieler vergleichbar, der gleichzeitig an zehn Brettern erfolgreich spielen kann. Seine minutiöse Sach- und Personenkenntnis, seine durchtrainierte Omnipräsenz, alle außenpolitischen Fäden zu jeder Zeit fest in der Hand und unter Kontrolle zu haben, nicht zuletzt sein immenser Fleiß, und das alles über achtzehn Jahre - all diese Fähigkeiten waren eigentlich nur die Einübung für sein krönendes Meisterstück: das scheinbar, aber nur scheinbar reibungslose außenpolitische Gelingen der Wiedervereinigung. Wie schwierig, wie heikel, wie ungewiß diese über Monate bis zur Unterzeichnung der »Zwei-plus-Vier-Vereinbarung« (seine eigene hochpolitische Wortschöpfung) lief, das hat die Öffentlichkeit erst aus seinem im Herbst 1995 erschienenen »Erinnerungen« erfahren!"