Klosterstraße 8/9
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JÜDISCHE GEMEINDE MÜNSTER

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Jüdische Gemeinde Münster Klosterstraße 8/9 48143 Münster

Ludgerusschule Heiden
Gemeinschaftshauptschule
z.Hd. Schülerin Edith Wienen
Velener Str. 29

46359 Heiden

Unser Zeichen   sh-v-m 7                 Tag   So., 23.10.1999

Betr.: Ihr Schreiben vom 10.10.1999

Shalom Ihnen, Edith, und Ihren Mitschüler/innen der KI. 9a,

wir danken Ihnen sehr herzlich für Ihren freundlichen Brief. Die verspätete Rückantwort bitten wir Sie zu entschuldigen. Sie geht auf das "Konto" des Unterzeichners, der es wieder einmal vortrefflich verstand, das Antwortschreiben mit anderer Arbeit recht erfolgreich vor sich herzuschieben.

Unser Dank für Ihren Brief kommt aber nicht weniger von Herzen.

Nun aber zu Ihrem Anliegen.

Von den wenigen Menschen, die nach dem Holocaust nach Münster zurückgekommen sind, den Mut und die Kraft hatten, wieder jüdisches Leben hier in Münster möglich zu machen, gibt es leider nur noch sehr, sehr wenige in unserer Gemeinde. Sie wollen sich auch auf Grund ihres inzwischen erreichten Alters aber auch wegen der teilweisen gesundheitlichen Einschränkungen für öffentliche Statements u.a. nicht mehr so sehr in den Vorgrund gestellt sehen.

Das Vermächtnis der jüdischen Menschen, die die Schreckensjahre des Holocaust überlebten, ist für die nachfolgenden Generationen des einstigen Nazi-Deutschlands gesprochen, geschrieben und aufgezeichnet worden. Die Vielfalt der Botschaften läßt sich auf einen gemeinsamen Nenner bringen:

Die Verbrechen von Ausschwitz bleiben auf alle Zeiten in das Gedächtnis eingebrannt. Es darf kein Verdrängen, kein Vergessen, keinen wie auch immer gearteten Schlußstrich geben.

Nur wer seine Geschichte und die seines Volkes annimmt, hat die Chance, sie nicht zu wiederholen.

Vor allem ist es die Aufgabe der jüngeren Menschen, sich für Freiheit, für das Recht und für die Demokratie einzusetzen und aktiv dafür zu streiten, daß Minderheiten vom gesellschaftlichen Leben nicht ausgegrenzt werden.

Ressentiments, die in der Gesellschaft -leider immer wieder Konjunktur haben, müssen laut ausgesprochen werden, denn bleiben sie unausgesprochen, dringen sie immer tiefer und tiefer.

Wir wissen um die schrecklichen Folgen von fremdenfeindlichen und rassistischen Haltungen.

Dieses Wissen verpflichtet jeden von uns, nicht abseits zu stehen, sondern sich zu engagieren, zu Hause, in der Familie, in der Schule, im Betrieb: ÜBERALL!

Und : Warte nicht auf die anderen, Du bist gefraqt! Wann? Jetzt!


 

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