Mein Name ist Klaus Wübbeling, ich bin 27 Jahre alt und studiere Medizin. Im Folgenden möchte ich über meinen Zivildienst berichten.
Am Anfang steht die Musterung, bei der man daraufhin untersucht wird, ob man gesundheitlich in der Lage ist, zur Bundeswehr zu gehen. Wird man von den Ärzten dort für 'untauglich' gehalten, ist die Geschichte an dieser Stelle schon zu Ende; man ist von der Dienstpflicht befreit und man muß weder Wehr- noch Zivildienst ableisten. Für die meisten Gemusterten trifft dies jedoch nicht zu: sie werden im Kreiswehrersatzamt registriert und irgendwann zur Bundeswehr eingezogen.
In Deutschland hat jeder Wehrpflichtige die Möglichkeit, den Dienst an der Waffe zu verweigern und stattdessen Zivildienst zu machen; man kann sich jederzeit dazu entscheiden.
In Köln gibt es eine große Behörde, die für den Zivildienst zuständig ist und an die man den Antrag richten muß. Ich habe während des letzten Schuljahres den Antrag gestellt.
Für die Entscheidung über den Antrag muß jeder 'Verweigerer' eine schriftliche Begründung abgeben, das heißt, man stellt dar, warum man für sich persönlich entschieden hat, nicht zur Bundeswehr zu gehen. Im Zivildienstbundesamt schauen sich die Sachbearbeiter die Begründung an und entscheiden über Ablehnung oder Anerkennung.
Heutzutage ist man dort recht großzügig; man muß sich schon recht ungeschickt anstellen, um nicht als Verweigerer anerkannt zu werden. Ich hatte jedenfalls mit meinem Antrag im zweiten Anlauf Erfolg.
Wenn man seine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer erhalten hat, kann man sich auf die Suche nach einer Stelle machen. Die Alternative ist, einfach abzuwarten: in diesem Fall sucht das Bundesamt eine Stelle aus.
Weil ich zuhause wohnen bleiben wollte, habe ich mich in der nächsten Umgebung nach einer Zivistelle umgesehen. Um besonders interessante Stellen zu bekommen, sollte man sich schon weit vor der Zivildienstzeit darum kümmern, weil sie sonst vergeben sind, z.B. im Rettungsdienst.
Für mich hat sich dann eine Stelle in der Altenpflege ergeben.
Der Dienstbeginn in der Frühdienstwoche war um 6 Uhr (!); bald darauf wurden die Bewohner gewaschen und angezogen. Viele der Bewohner waren so eingeschränkt durch Krankheit oder Behinderung, daß sie auch bei einfachen Tätigkeiten wie Essen oder Toilettengang Hilfe brauchten. Bis zum Frühstück (gegen 8 Uhr) hatte man meist 5-6 Leute versorgt; einige der Bewohner waren auch bettlägerig und wurden nach dem Frühstück gewaschen.
Unsere Frühstückspause war gegen 9 Uhr; danach war manchmal Zeit, mit den Alten spazierenzugehen oder sie anders zu beschäftigen. Oft blieb dafür jedoch keine Zeit, da Bewohner umgelagert, mit frischen Vorlagen versorgt oder zur Toilette begleitet werden mußten.
Beim Mittagessen half man ähnlich wie beim Frühstück. Im Spätdienst (von 12 bis 20 Uhr) kümmerte man sich um das Abendessen und auch beim Zubettgehen brauchten viele der alten Leute wiederum Hilfe.
Man kann sich sicher leichtere Zivildienststellen suchen, denn die Arbeit ist zum Teil schon körperlich anstrengend, da viele der Leute zum Beispiel vom Bett in den Rollstuhl getragen werden müssen (wozu dann meist der Zivi gerufen wird!). Außerdem wird man häufig mit schweren Krankheiten oder Tod konfrontiert, was gerade zu Beginn nicht ganz einfach ist. Insgesamt würde ich aber diese Art des Zivildienstes jedem empfehlen, da von den alten Leuten viel Positives zurückkommt und man das Gefühl hat etwas Sinnvolles zu tun.
Klaus Wübbeling
(C)Ludgerusschule Heiden