Von Kurt Reich, Oberstaufen
Der olympische Abfahrtslauf der Frauen 1960 im Tal der Indianerfrauen, in Squaw Valley, war noch gar nicht gestartet, da hatte der deutsche Trainer Fritz Huber die Oberstaufenerin Heidi Biebl schon als Gewinnerin vorausgesagt. So überzeugt von der Allgäuerin war nicht nur er, sondern auch viele internationale Experten. Denn vor Olympia war schon bei den traditionellen Rennen in Grindelwald und Kitzbühel dieses "Mädel" aus dem Allgäu aufgefallen. das "mit glänzender Kondition, ungewöhnlichem Mut und außerordentlicher Standfestigkeit imponierte". Heidi Biebl wurde ihrer Favoritenrolle gerecht. Zwei Tage nach ihrem 19. Geburtstag fuhr sie am 19. Februar am KT 22 mit Start in 2447 m Höhe auf einer Länge von 1828 m und 553 m Höhenunterschied mit Nummer "8" zum Olympiasieg.
Von ihrem Temperament nichts eingebüßt hat die Oberstaufenerin Heidi Biebl.
Unser großes Bild zeigt sie zu ihrer aktiven Zeit, unten ein aktuelles Porträt.
Fotos: Archiv/Bachmann
Sie übertraf in 1:37,6 Minuten um genau eine Sekunde die Bestzeit der unmittelbar vor ihr gestarteten 21-jährigen Amerikanerin Penny Pitou, die noch frenetisch gefeiert wurde. Zunächst zeigte sie Unzufriedenheit: "Im oberen Teil zu langsam und bei einem Tor viel zu weit abgetragen", schilderte sie damals ihre Eindrücke. Sie war immer selbstkritisch, häufig unzufrieden mit ihrer Leistung und sehr skeptisch So ließ sie sich auch erst feiern, als die letzte Läuferin das Ziel erreicht hatte.
Für den Olympiasieg erhielt sie von den Nationalmannschafts-Angehörigen einen Sombrero geschenkt. Bei einer abschließenden Rundfahrt in den Staaten gefiel ihr bei einem Besuch einer Ranch ein putziges kleines Kälbchen, das sie streichelte. "Willst Du es, ich schenke es Dir", so der Cowboy. Und in der Tat, einige Wochen später kam das Tier mit dem Flugzeug in München an. Es wurde einem Bauern in Oberstaufen anvertraut und "Miss Olympia" genannt. "Ich sah es dann noch einige Male. Es wurde siebenfache Mutter", erzählte Heidi.
Die Oberstaufenerin startete dann noch 1964 bei den Olympischen Spielen in Innsbruck und belegte jeweils vierte Ränge in der Abfahrt und im Slalom. 1966 beendete sie als 25-Jährige nach Schwierigkeiten mit dem Deutschen Skiverband ihre Laufbahn. "Natürlich war der Olympiasieg der größte Erfolg meiner Karriere. Dazu kamen ja auch noch viele hervorragende Ergebnisse bei internationalen Rennen und schließlich 15 deutsche Meistertitel, die, so glaube ich, bisher unerreichbar geblieben sind." Sie wurde Skilehrerin, gründete eine eigene Skischule und eröffnete ein Schrothkurheim.
Bei den folgenden Olympischen Spielen war sie als Co-Kommentatorin für das Fernsehen tätig und erlebte 1972 in Sapporo den Ausschluss des damals überragenden Österreichischen Karl Schranz wegen Verstoßes gegen die Amateurbestimmungen, der dadurch um eine sicher scheinende Goldmedaille kam. " Spontan kabelte ich zu meiner Skischule und beauftragte die Skilehrer, meine Goldmedaille zu Karl Schranz nach Sankt Anton zu schicken, was sie dann auch taten", erinnert sie sich. Der Österreicher war begeistert: "Du hast mir damit eine riesige Freude und Anerkennung zuteil werden lassen", seine Reaktion. Nach knapp zwei Jahren bekam Heidi Biebl über eine Ausstellung in München ihre Medaille zurück, die seit dem wieder in ihrem Schrothkurheim" Olympia " in Oberstaufen einen Ehrenplatz einnimmt.
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