Die britische Königin Elisabeth II und ihr Mann Prinz Philipp trafen zu einem Staatsbesuch in Deutschland ein. Es war seit 1909 das erste Mal, dass die englische Königin wieder Deutschland besuchte.
Das britische Herrscherpaar hatte ein umfangreiches Besuchsprogramm zu bewältigen. Es reiste in viele Städte, u.a. Bonn, Wiesbaden, München, Stuttgart, Köln, Düsseldorf und Duisburg, Berlin, Hannover und Hamburg und war insgesamt 11 Tage unterwegs.
Dieser Staatsbesuch kostete 500.000 DM und war der bis dahin teuerste in der Geschichte der Bundesrepublik. Er sollte dazu beitragen, die Beziehung zwischen beiden Ländern zu verbessern.
Morgens im Bus, auf dem Weg zur Schule, dem Aufbauzug der Michaelschule in Groß Reken. Es ging um die anstehende Jahresarbeit. Die 'einfachen' Themen waren weg. Was tun?-
"Wir schreiben über die Königin von England!"- "Queen Elisabeth! Und zwar in Englisch!"- "Ist die nicht heute in Duisburg?"- "Eigentlich ist das gar nicht so weit weg. Sollen wir nicht einfach hinfahren?"-
Die Idee war geboren. Kaum in der Schule angekommen, bedrängten wir unsere Englischlehrerin, Frau Bardelmeier, uns nach Duisburg fahren zu lassen.
Gisela, Marianne, Irmgard, Magdalene (nicht im Bild Anni)
Sie hatte zwar Bedenken, fühlte sich aber wohl auch ein wenig geschmeichelt, denn eine Jahresarbeit zur Queen - und dann auch noch in Englisch, Lehrerherz, was willst du mehr! Die erste Hürde war genommen, ein Tag schulfrei war uns schon einmal sicher.
Nun mussten 'nur noch' die Eltern überzeugt werden. Da ein Telefon 1965 noch nicht zu den Selbstverständlichkeiten gehörte, fuhr ich mit dem nächsten Bus nach Hause. "Unsere Lehrerin hat gesagt, wir sollen ..." und "Die anderen dürfen auch ...", mit diesen Argumenten war meine Mutter schnell überrumpelt, und ehe ich mich versah, saß ich mit Gisela, Irmgard, Magdalene und Anni im Zug nach Duisburg - für mich zu damaligen Zeit so etwas wie eine Weltreise. Wir stiegen am Hauptbahnhof in Duisburg aus und fühlten uns ganz schön verloren. Wir fassten unseren ganzen Mut zusammen, und nach einigem Hin und Her und nachdem wir einige Leute befragt hatten, kamen wir schließlich zum Hafen, wo die Queen vorbeikommen sollte. Wir waren offensichtlich sehr früh, kein Mensch war auf der Straße, und das war für unseren Seelenzustand auch nicht gerade förderlich.
Wir stellten uns dann an die aufgebauten Absperrungen, in der Hoffnung, dass die Königin hier wohl vorbeikommen müsste.
Wir standen und standen, langsam nahm die Menge der Zuschauer zu, die Beine taten weh, und wir hatten Hunger - unseren Platz räumen, das kam aber nicht in Frage. Dann war es endlich soweit. Der Konvoi der Königin näherte sich. Die Polizeieskorte fuhr vorbei. Das Durcheinander verstärkte sich. Ich wurde ein wenig nach hinten gedrängt und konnte das Geschehen nur noch mühsam verfolgen. Doch dann plötzlich, im offenen Wagen, die Königin, sie winkte mir zu!- Und dann ging alles sehr schnell. Der Rest der Fahrzeugkolonne fuhr vorbei, und das war's. Doch wir waren glücklich. Wir waren dabei, wir hatten die Königin gesehen, Queen Elisabeth II. von England.
Marianne Meis, Krankenschwester in Heiden
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