Georg Thoma stammt aus sehr ärmlichen Verhältnissen und musste schon in jungen Jahren als Hirtenjunge seinen Lebensunterhalt bestreiten. In den 50er Jahren, als sich die Lebensverhältnisse allmählich verbesserten, entwickelte sich sein Interesse am Skisport. Die Erfolge stellten sich ein, aber bei einem Jahresverdienst von 40 DM schienen die Kosten für eine Skiausrüstung von etwa 170 DM unbezahlbar. Aber der Georg war ein pfiffiges Bürschchen. Er machte sich daran das fehlende Geld durch den Verkauf von Naturalien an das "erste Hotel" in Hinterzarten zu beschaffen.
Dabei wurde er von einem Regenschauer überrascht und bekam, weil er wie üblich barfuß unterwegs war, eiskalte Füße. Also stellte er sich an eine Kuhweide, wartete darauf, dass einer der Wiederkäuer etwas fallen ließ und brachte seinen Wärmehaushalt in Ordnung.
Dann setzte er seinen Weg zum Hotel fort - richtig, ohne die Füße lang und umständlich zu waschen. Er betrat das Hotel - und wen wundert's - stand bald wieder vor der Tür.

Nach Beendigung der Nordischen Kombination in Squaw Valley kam ein Offizieller ins Olympische Dorf und teilte Georg Thoma mit, er solle sich auf seine Siegerehrung als Olympiasieger vorbereiten. Elektronische Anzeigetafeln waren damals noch unbekannt, und es dauerte eine Weile, bis die Ergebnisse berechnet waren. Der Georg soll zu seinem Trainer gesagt haben: "Da gehen wir nicht hin, die haben sich bestimmt verrechnet."

Hingegangen ist er aber dann doch, und er wurde als sensationeller Olympiasieger gefeiert, der erste Mitteleuropäer, der die bis dahin dominierenden Skandinavier besiegen konnte. Für seine Erfolg wurde er auch in seinem Heimatort geehrt. Sein Vater musste ihn allerdings dazu überreden, den Ort der Feierlichkeiten überhaupt zu betreten - es war das Hotel, von dem schon zu Beginn die Rede war.
 

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