Dieses Buch wurde uns von Georg Thoma zugeschickt. Es ist 1980 im Verlag Karl Schillinger in Freiburg im Breisgau erschienen. Autor des Buches ist der Fernsehmoderator Gerd Jauch.

Wir haben die Stelle ausgewählt, wo die Nachricht von Thomas großen Sieg in Hinterzarten bekannt wird.

 

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Ja, richtig- zu Hause war es jetzt Abend, und sie warteten gespannt auf die neuesten Nachrichten aus Squaw Valley . Vor allem in Hinterzarten hockten viele erwartungsvoll an den Rundfunkgeräten. Sie horchten auf, als »ihr« Südwestfunkreporter Gerd Mehl sie unmittelbar durch den Draht ansprach: »So, Ihr lieben Hinterzartener, jetzt setzt Euch erst mal.« Da wußten sie schon, was am McKinner Creek passiert war. Aber nein- die Goldene, das war doch nicht möglich! In den Stuben der Wirtschaften, Hotels, Pensionen und den einsamen Bauernhäusern brach der Jubel los. »Der Jörgle hat die Goldene!« Auf den Straßen liefen sie zusammen, verbreiteten die unglaubliche Nachricht rasch durchs ganze Dorf. Ein einziges Freudenfest hob an.

Nur draußen im Schrofehüsle blieb alles ruhig. Die Familie Thoma saß beim Abendbrot. Der alte Volksempfänger hatte schon vor Jahren seinen Geist aufgegeben. Sie würden es schon rechtzeitig erfahren, wie der Jörgle abgeschnitten hatte, morgen früh vielleicht. aus der Zeitung. Nur der Franz, der sich inzwischen eine eigene kleine Pension gebaut hatte, rief seine junge Frau vom Postamt aus zu Hause im »Sonneck« an: »Hier spricht der Bruder des Olympiasiegers.«

Und weit draußen im Wunderlehof kroch der Schwörer Ernst fast in sein kleines Taschenradio hinein, um genau zu hören, was Gerd Mehl aus Squaw Valley berichtete. Als es heraus war, daß der Jörgle die Goldmedaille vor Knutsen, vor Gusakow, Ristola, Koschkin, Larsen, Stenersen, Dahlqvist, Korhonen, Eriksson, Gundersen, Priakhin und Flauger gewonnen hatte, da tanzte der Wunderlehofbauer wie ein Bub in der niederen Stube herum.

Oskar Riesterer, der Adlerwirt, schickte einen Boten hinaus ins einsame Schrofehüsle. Es dauerte über eine halbe Stunde, bis der Junge keuchend draußen in der Bisten ankam und an den Fensterladen klopfte. Vater Thoma konnte die Nachricht nicht glauben: »Ihr spinnet jo«, sagte er. Er ließ sich nicht dazu bewegen, gleich mit ins Dorf zu kommen, um die Wünsche der Journalisten von Presse, Funk und Fernsehen nach Auskünften am Telephon zu befriedigen. Als ihn ein dpa-Korrespondent nach eineinhalb Stunden im Försterhaus am Telephon erreichte, wollte Vater Thoma noch immer nicht glauben, daß sein Jörgle tatsächlich Olympiasieger war. Erst als er die genauen Ergebnisse des Langlaufs und der Kombination vernahm, begann er sich wirklich zu freuen. »Das war nicht im Programm«, lachte er, »daß der Bue gleich eine Goldmedaille heimbringt.« Mutter Thoma stieß im Hintergrund einen Freudenschrei aus, als sie die Gewißheit vom großen Erfolg ihres Sohnes erhielt.

Später wurden die Thomas dann einfach abgeholt und zum großen Fernsehgespräch in den mondänen »Adler« gebracht, wo sie Jörgles Stimme hören konnten.

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Gerd Jauch, "Georg Thoma - vom Hütejungen zum Skikönig", Freiburg 1980, S.198f

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