Im Mai 1965 bemühte ich mich in Huelva, meiner Heimatprovinz, um eine Arbeit in Frankreich. Hierauf wurde ich von einem französischen Ärzteteam untersucht. Im Juli des gleichen Jahres teilte man mir jedoch schriftlich mit, daß es mit der Arbeit in Frankreich nicht klappen würde, daß ich jedoch die Möglichkeit hätte, nach Deutschland zu gehen. Es ging dabei zunächst um eine Anstellung in einer Zementfabrik in Süddeutschland. Gelandet bin ich dann schließlich in 4406 Drensteinfurt (Westfalen, PLZ heute: 48317).
Am Montag, den 27. September 1965 verließ ich mit einer Gruppe von 27 Leuten Huelva per Bahn. Am nächsten Morgen kamen wir in Madrid an und stiegen in einen Bus, der uns zum INSTITUTO NACIONAL DE EMIGRACIONES (= Amt für Auswanderungsfragen) brachte, wo wir unseren Arbeitsvertrag und die Legitimationskarte unterschrieben. Am 29.9.65 ging es vom Madrider Nordbahnhof aus weiter bis nach Hendaye (französisch-spanischer Grenzort). Dort stiegen wir in einen Sonderzug für Gastarbeiter ein, der neben unserer Gruppe auch noch andere Gruppen aus Spanien und Portugal beförderte. Es gab ein Verpflegungspaket für jeden von uns.
Costa de la Luz
Am 30. September morgens kamen wir in Köln an, wo die insgesamt 900 Gastarbeiter von einer deutsch-spanisch- portugiesischen Kommission in einem Restaurant willkommen geheißen wurden. Nach dem Essen mußten wir uns auf den Bahnsteigen in Zweierreihen aufstellen, damit man uns entsprechend der Nummern in unseren Arbeitsverträgen aufrufen und den entsprechenden Zügen zuteilen konnte. Dabei wurden wir von sogenannten "Expeditionsleitern" begleitet, die für die ihnen zugeteilte Gruppe verantwortlich waren. Leider beherrschten diese die spanische Sprache nicht. In Hamm (Westfalen) stiegen wir dann in einen weiteren Zug um, der uns an unser Ziel, Drensteinfurt, bringen sollte. Um 17.17 Uhr kamen wir am dortigen Bahnhof an, wo wir schon von einem Vertreter der Firma, Furnierwerk Breemuehle GmbH, und zwei spanischen Landsleuten erwartet wurden. Ich selbst hatte nur einen kleinen Koffer und einen Rucksack bei mir, und 2000 Peseten in der Geldbörse.
Auch war ich mir nicht sicher, ob und wie lange ich in Deutschland bleiben würde. Man wußte damals ja nicht, wie das Land, die Firma, die Arbeit, die Kollegen usw. sein würden und ob man selber Anpassungsschwierigkeiten haben würde. Das Land war fremd, die Sitten, Gebräuche und Kultur anders, ich sprach die Sprache nicht.
Bis heute lebe ich hier in diesem Land, bin mit einer deutschen Frau verheiratet und habe eine 26jährige Tochter. Seit meine Frau und ich Rentner sind, verbringen wir etwa drei Monate im Jahr in Spanien, den Rest der Zeit jedoch in Deutschland.
Bartolomé Roldán Limón
(C)Ludgerusschule Heiden