Wofgang Overath (rechts)
Dirk und Stefan formulierten die Fragen.
Unsere Schulsekretärin, Heidrun Burkamp, führte das Interview mit Wolfgang Overath.
Als Holland 1 : 0 führte, haben Sie da schon die Hoffnung aufgegeben?
Nein, durchaus nicht. Das holländische Tor fiel ja relativ früh, so dass noch eine Menge Zeit da war und eine Menge Möglichkeiten ausgeschöpft werden konnten. Natürlich war es nicht schön, dass der Gegner das erste Tor schoss, so mussten wir angreifen und gaben den Holländern Möglichkeiten zum kontern. Aber wie gesagt, es war noch eine Menge Zeit bis zum Ende des Spiels.
War es ein Glücksfall für Deutschland, dass Brasilien und Holland nicht in der gleichen Gruppe spielten wie Deutschland?
Es ist schon richtig, dass Deutschland neben Brasilien und Holland zu den stärksten Mannschaften der WM zählte, doch mit "Wenn und Aber" soll man in diesem Sport nicht jonglieren. Vielleicht wäre es etwas schwerer gewesen, wenn wir schon früher auf Brasilien oder Holland getroffen wären, aber so mussten wir gegen die Polen spielen, die zu der Zeit auch eine starke Mannschaft hatten.
Was für ein Gefühl ist es, wenn man den Weltmeisterschaftspokal in den Händen hält?
Oh, das ist schon ein besonders schönes Gefühl. Man muss hierzu auch sehen, dass ich 1974 zum dritten Mal an einer Weltmeisterschaft teilnehmen konnte. Das 1. Mal 1966 in England, wo die Deutschen 2. wurden, das 2. Mal 1970 in Mexiko, wo die Deutschen den dritten Platz belegten und dann hat es für mich beim 3. Mal 1974 geklappt, und es war einfach schön.
Außerdem gab es für mich noch einen besonderen Grund, dass ich mich über den Sieg so gefreut habe:
Vor der WM befand ich mich nach über 70 Länderspielen in einer Formkrise und alle Leute und Medien sagten, ach der Overath spielt ja nicht gut augenblicklich, und Netzer wird spielen, und das tut dem Selbstbewusstsein nicht gut. Bei der WM lief dann alles so gut, wie man es sich wünschte, und das machte den Erfolg noch schöner.
Wollten Sie früher einmal Mannschaftskapitän der deutschen Nationalmannschaft werden?
Nein, eigentlich hatte ich nicht solche Ambitionen. Mein Wunsch und Ziel war es, Profi zu werden, guten Fußball zu spielen, Erfolg zu haben.
Dass ich dann auch noch Mannschaftsführer vom 1. FC Köln wurde und Mannschaftskapitän der Nationalmannschaft, war natürlich schön, war aber von mir nie direkt angestrebt worden.
Hatten Sie als Kind ein Vorbild?
Nun ja sicherlich, was heißt Vorbild, da waren natürlich Fußballspieler, denen ich nacheiferte:
In Deutschland war da Fritz Walter, ein sehr guter Spieler, und wenn man Europa sieht, gab es mit Puschkas aus Ungarn einen hervorragenden Spieler.
Auch für Sivori aus Argentinien konnte ich mich begeistern. Ihnen habe ich sicherlich nachgeeifert, aber ich habe mich nie selbst unter Druck gesetzt, weil ich dachte: Du musst so werden wie diese Spieler.
Wie unterscheidet sich der heutige Fußball (als Spiel) von Ihrer Zeit?
Eigentlich sollte man diese beiden Arten Fußball zu spielen nicht vergleichen. Bedingt durch bessere medizinische Versorgung und durch viel mehr Training hat sich das Fußballspiel zu mehr Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer hin entwickelt. Es ist allerdings manchmal so, dass dabei das Spielerische etwas verloren geht. Aber wie ich schon sagte, man sollte hier keine Vergleiche anstellen.
Was haben Sie nach Ihrer Fußballkarriere gemacht?
Ich habe mich meinen eigenen Dingen gewidmet. Schon als junger Mensch haben mich Immobilien interessiert und dort habe ich weitergemacht. Dann war ich 20 Jahre lang Repräsentant des größten Sportartikelherstellers in Deutschland "Adidas" und außerdem habe ich das gemacht, was mir immer noch Spaß macht: Fußball gespielt! Nicht mehr wegen des Geldes oder so, sondern in Prominentenmannschaften u.ä., eben nur zum Spaß.
Vielen Dank für das Interview!
Die korrekte Wiedergabe des Interviews wurde uns von W. Overath per Fax bestätigt
(C)Ludgerusschule Heiden