Die Lorenz-Entführung - ein Präzedenzfall?
Gedanken von Klaus Stern aus "Die Lorenz- Entführung" (Prisma, Zeitschrift der Universität, Gesamthochschule Kassel, Februar 1999)
(... wurde uns von Klaus Schütz zur Verfügung gestellt.)

Klaus Stern: Studium an der Univers. Gesamthochschule Kassel;
Autor und Redakteur für verschiedene Sendern, Presse;
Diplomarbeit zum Thema "Bewegung 2. Juni".

"...
Zum ersten Mal in der bundesrepublikanischen Geschichte wird ein Politiker Opfer einer Entführung. Nicht Frau Lorenz soll ein Lösegeld zahlen, sonder die 'Bewegung 2. Juni' verlangt vom Staat, er solle sechs inhaftierte Linksanarchisten auf Staatskosten in ein Land ihrer Wahl ausfliegen. Schon nach kurzer Zeit erklären sich die politischen Verantwortlichen unter Führung von Kanzler Helmut Schmidt bereit, alle Forderungen der 'Bewegung 2. Juni' zu erfüllen, da sie offenbar keine andere Möglichkeit zur Rettung des Lebens von Peter Lorenz sehen. Der Staat wird fundamental herausgefordert - und gibt nach. Zum ersten und gleichzeitig zum letzten Mal kapituliert er vor einem linksterroristischen Freipressungsversuch.

Für diesen Entführungsfall, von dem Helmut Schmidt heute behauptet, es sei der größte politische Fehler seiner Laufbahn gewesen, bot der damalige Oppositionsführer in Bonn (Helmut Kohl) sich sogar als Geisel für den Austausch an.

...
War man sich 1975 noch parteiübergreifend einig, durch einen Austausch das Leben von Peter Lorenz zu retten, ..., stimmte 1977 auch Helmut Kohl gegen einen Austausch seines Freundes Hanns-Martin Schleyer. Selbst Peter Lorenz, der von einem Kamerateam der ARD auf dem Düsseldorfer Flughafen drei Wochen nach der Schleyer-Entführung nach seiner Haltung befragt wurde, sagte, man dürfe nicht nachgeben."

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