"Ben Wisch"

Merrilweg 5
D-50996 Köln
 
Telefon 0 22 36 / 6 65 90
Telefax 0 22 36 / 6 65 91
 
 
27. September 1999

Hans-Jürgen Wischnewski
Bundesminister a.D.
Staatsminister a.D.

Ludgerusschule Heiden
Gemeinschaftshauptschule
z. Hd. Frau Edith Wienen
Velener Str. 29

46359 Heiden
 

Wettbewerb "50 Jahre Bundesrepublik Deutschland"

Liebe Edith,
 

ich freue mich über Euer Interesse an dem Geschehen in Mogadischu und habe die sechs Fragen, die Ihr mir im Schreiben vom 21.09.1999 gestellt habt gerne und ausführlich beantwortet.

1) Denken Sie noch an diese Zeit zurück? Natürlich denke ich an Zeit zu Zeit an die Geschehnisse zurück. Ich bemühe mich auch am 5. September jeden Jahres in der Nähe des Tatorts zu sein, um an dem dort aufgestellten Kreuz ein Blumengebinde niederzulegen.

2) Haben Sie darüber nachgedacht, was geschehen wäre, wenn die Aktion schiefgegangen wäre? Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Für mich war völlig klar, wenn das Unternehmen Mogadischu schiefgegangen wäre, wäre ich von meinem Amt als Staatsminister zurückgetreten. Solche Überlegung hat es auch beim Bundeskanzler Helmut Schmidt gegeben.

3) Bestanden damals mehrere Pläne, um die Geiseln zu befreien? Natürlich bestanden mehrere Pläne. Allerdings stand eins auch fest, daß die Bundesregierung nicht bereit war sich erpressen zu lassen. Den Flugzeugentführern sind mehrere Vorschläge unterbreitet worden, denn schießen soll man ja nur, wenn keine andere Möglichkeit gegeben ist. Die Terroristen bestanden aber ausschließlich auf der Freilassung der 11 Terroristen, und das kam zur keiner Zeit für die Bundesrepublik in Frage.

4) Hatten Sie Angst bei der Durchführung dieser Aktion? Ich habe an der Verantwortung die mir übertragen war schwer getragen, aber ich hatte keine Angst. Außerdem war ich so beschäftigt, daß ich für Angst gar keine Zeit hatte. Im übrigen hatte ich den Flugzeugentführern ja mich als Geisel angeboten für den Fall, daß sie bereit wären alle anderen Geiseln freizulassen.

5) Hat das damalige Ereignis Ihr weiteres Leben geprägt? Nach den Ereignissen von Mogadischu wurden die Sicherheitsmaßnahmen mir gegenüber stark ausgebaut. Das beeinträchtigt natürlich das tägliche Leben.

6) Inwieweit hat die Terrorismusszene der Bundesrepublik Deutschland geschadet? Wenn Terroristen morden Menschen entführen, dann entsteht natürlich ein erheblicher Schaden. Die Menschen im Lande, waren sehr beunruhigt und im Ausland hat man nicht glauben wollen, daß so etwas in der BRD passiert.

Es hat auch etwas sehr Positives gegeben. In der Stunde der Gefahr ist es dem Bundeskanzler gelungen, alle Parteien an einem Tisch zu bringen und alle Entscheidungen gemeinsam zu tragen. Das war in dieser Situation sehr wertvoll.


 

Anfang der Seite