Bischof Dr. Eduard Schick
Es war der zweite Besuch des Heiligen Vaters in Fulda. Ende September 1978 war er mit der Gruppe des Polnischen Episkopats drei Tage in Fulda gewesen, die der Deutschen Bischofskonferenz bei der Herbsttagung ihren Gegenbesuch abstattete. Damals noch als Kardinal von Krakau; vier Wochen danach am 16. Oktober, dem Fest der Heiligen Hedwig, Herzogin von Schlesien aus dem Fürstenhaus von Andechs, wurde er zum Papst gewählt.
Dieses zweite Mal kam er mit dem Hubschrauber der Bundeswehr, der am 17. November 1980 auf dem Gelände des Bundesgrenzschutzes am Stadtrand von Fulda um 15.20 Uhr landete. Dort hatten sich zur Begrüßung Bischof und Oberbürgermeister mit vielen Ehrengästen eingefunden, darunter auch der Ministerpräsident von Hessen, Holger Börner. Nach der Begrüßung trug sich der Papst noch an Ort und Stelle in das Ehrenbuch der Stadt Fulda ein. In der Begleitung des Papstes waren Kardinalstaatssekretär Kasaroli und zahlreiche Vertreter aus dem Staatssekretariat in Rom. Von der Landesstelle setzte sich dann der lange Konvoi durch die Leipziger Straße in Bewegung. Fünffach hintereinander säumte die begrüßende Menge den Weg bis zum Dom; alle Balkone waren in des Wortes wahrster Bedeutung brechend voll, so dass der Privatsekretär des Papstes ob dieses triumphalen Empfangs mich fragte: "Wieviel Einwohner hat denn die Stadt Fulda?" - Auf meine Antwort sagte er: "Woher kommen denn so viele Menschen?"
Im überfüllten Dom begann der erste Gottesdienst um 16.00 Uhr mit den geladenen Priestern, Diakonen, Seminaristen und Vertretern der Orden. Danach begleitete ich den Papst in die Bonifatiusgruft, wo er am Grab des "Apostels der Deutschen" betete. Daran anschließend war die Begegnung mit der Deutschen Bischofskonferenz im Bonifatiussaal des Priesterseminars in den Räumen des ehemaligen Benediktinerklosters, das der Heilige Sturnius 744 gegründet hatte. Dieser hatte Karl den Großen auf seinen Sachsenzügen als Missionar begleitet.
Der nächste Morgen begann um 8.05 Uhr mit einem Wortgottesdienst für die Laien im kirchlichen Dienst. Nach dessen Ende ging der Papst noch einmal zum Mikrofon auf dem Altar, tippte es an und sagte: "Ich konnte von hier aus durch das geöffnete Domportal hinausschauen; die Sonne scheint." Und sie schien den ganzen Tag von einem wolkenlosen Himmel. Die vorangegangenen Besuche in Köln und Mainz waren buchstäblich "ins Wasser gefallen". Es schien ein besonderes Geschenk des Heiligen Bonifatius an den Papst zu sein; denn dieser hatte seine Missionstätigkeit in Deutschland durch Gründung von Diözesen auf Dauer geordnet und die Kirche in Deutschland fest mit der Bindung an Rom konsolidiert; dreimal hatte er von Germanien aus die beschwerliche Reise zum Zentrum der katholischen Kirche unternommen. Noch vor dem Hauptgottesdienst um 10.05 Uhr auf dem weiten Domplatz fand um 9.25 Uhr im Bonifatiussaal des Priesterseminars die Begegnung mit dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, dem Präsidium der Gemeinschaft der Katholischen Männer Deutschlands und dem Vorstand des Evangelischen Kirchentages statt, der seinen Sitz in Fulda hat.
Um 10.05 Uhr war dann der Hauptgottesdienst bei strahlendem Sonnenschein auf dem Domplatz, an dem außer den Deutschen Bischöfen auch die Spitzen der Hessischen Landesregierung, Ministerpräsident Holger Börner und Kultusminister Hans Krollmann, teilnahmen und viele geladene Ehrengäste. Die Menschenmenge konnte der Domplatz nicht fassen; sie reichte über ihn hinaus bis in die angrenzenden Straßen und in den gegenüberliegenden Schlossgarten. Eine elektrische Beschallung ermöglichte bis dort hin das Verstehen der feierlichen Liturgie.
Die in Fulda versammelte Gesamtkirche Deutschlands nahm von Fulda, dem Höhepunkt dieses Papstbesuchs, ein unvergessliches Bild mit. In Rom sagte mir später ein Erzbischof, der dabei gewesen war: "Das Schönste war doch Fulda!" -
Um 15.45 Uhr verabschiedeten am Hubschrauber den Papst die, die ihn am Vortag dort empfangen hatten, zum Abflug nach Altötting und München.
In Fulda hatte der Papst vor der Vertretung des gesamten Katholizismus alle aktuellen Themen angesprochen und zeitgeforderte Weisungen erteilt. Von den zwei Tagen in Fulda, die sogar von dem Wetter Mitte November außerordentlich begünstigt waren, nahmen alle,die dabei waren, große Eindrücke und frohe Erinnerungen mit nach Hause.
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