Der Entführer Dieter Degowski bedroht die Geisel, das spätere Opfer - das alles vor laufenden Kameras und live in den Medien zu verfolgen. Spätestens seit diesem Ereignis stellt sich die Frage nach der Verantwortung und den Grenzen des Journalismus.
Zwei Geiselgangster überfielen im August 1988 in Gladbeck eine Bank. Nachdem die Täter ein Fluchtauto und Lösegeld erhalten hatten, verließen sie mit zwei Geiseln die Bank. Nun begann eine Höllenfahrt durch Deutschland und die Niederlande, in deren Verlauf drei Menschen starben und weitere sechs Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Die Gangster kaperten auf ihrer Flucht einen vollbesetzten Linienbus, nahmen weitere Geiseln und erschossen einen Jungen. Ein Polizeibeamter kam bei der Verfolgung durch einen Unfall ums Leben. Auf ihrer weiteren Flucht in Richtung Süden machten sie in der Kölner Innenstadt einen Zwischenstopp.
Dort wurden sie von den Medien fast wie Publikumslieblinge hofiert. Jeder wollte der Situation entsprechend die besten Aufnahmen machen. Es gab einen riesigen Menschenauflauf und mittendrin unterhielt sich einer der Gangster mit den Zuschauern und den Fernsehreportern, als wäre nichts geschehen. Dieser Gangster gab seelenruhig ein Interview, während der andere im Wagen saß und die Pistole an den Hals einer Geisel hielt. Auch hier hielten die Kameras drauf und den Geiseln wurden Fragen gestellt. Insgesamt verfolgten ca. 13 Millionen Zuschauer an den Bildschirmen die Flucht der Gangster. Bei der Gefangennahme der Gangster auf der Autobahn starb eine der Geiseln.
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Sehr geehrter Herr Pleitgen!
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Für das Jahr 1988 haben wir das Thema "Das Geiseldrama von Gladbeck - ein Medienspektakel?" gewählt.
Könnten Sie uns aus Ihrer Sicht die damalige Mediensituation kurz erzählen und uns mitteilen, wie weit Life-Reportagen gehen dürfen.
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(Auszug aus dem Brief an den Intendanten des WDR, Fritz Pleitgen)
Im Auftrag von Herrn Pleitgen antwortete uns Jörn Klamroth:
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