Prof. Dr. Dr. Karl Lehmann,
Bischof von Mainz

Bischofsplatz 2 a
55116 Mainz
Tel. (06131)253-101 Fax: 229337
eMail: bischof.lehmann-mainz@t-online.de
 
15.02.2000

DER BISCHOF VON MAINZ

 
 
 
 
 

Herrn
W. Hackenbroch
Ludgerusschule Heiden
Velener Str. 29

46359 Heiden

Sehr geehrter Herr Hackenbroch!
Liebe Schülerinnen und Schüler der 9a!

Ihr habt mir bereits Ende November 1999 einen Brief geschrieben, der nun schon lange bei mir liegt und auf Antwort wartet. Die Wochen und Tage vor und nach Weihnachten waren für mich mit sehr viel Post und terminlichen Verpflichtungen angefüllt. So bitte ich euch um Verständnis, dass ich euch erst heute auf euren Brief antworten kann.

Leider kann ich euch in eurem Anliegen nicht sehr gut unterstützen, denn wenn ihr nach dem Besuch von Papst Johannes Paul II. in Deutschland im Jahr 1980 fragt, dann muss ich dazu sagen, dass ich diesen Besuch nicht unmittelbar persönlich erlebt habe, sondern eher indirekt und im Hintergrund beteiligt war. Im Jahr 1980 war ich noch kein Bischof von Mainz, sondern Professor für Dogmatik an der Universität in Freiburg.

Indirekt war ich insofern mit diesem Papstbesuch beschäftigt, dass ich in beratender Funktion bei der inhaltlichen Vorbereitung beteiligt war - gerade und besonders im Blick auf die ökumenischen Begegnungen und die Begegnung des Papstes mit den Theologieprofessoren in Altötting. Es war ein großartiges Ereignis gewesen, dem viele gesellschaftliche Gruppen mit großer Spannung und vielfältigen Hoffnungen entgegensahen. Seit mehr als 200 Jahren besuchte ein Papst wieder das Land der Reformation. Daher war dem Papst die Begegnung mit der Ökumene und auch mit den Vertretern der jüdischen Religion (in Mainz) besonders wichtig gewesen. Gerade auch seine Bereitschaft und Offenheit, wie er mit den Vertretern der anderen Konfessionen und Religionen ins Gespräch kam, übertraf die damaligen Erwartungen und war für die Kirche in Deutschland eine wichtige Stütze.

Persönlich erlebte ich den Papst bei einem abendlichen Gespräch mit den Theologieprofessoren in Altötting. In einer eher zwanglosen Runde haben wir unsere Anliegen und die Probleme der deutschen Theologie vorgetragen. Der Papst war ein sehr aufmerksamer und wacher Zuhörer, dem diese Begegnung wirklich ein Herzensanliegen war. Das spürte man. Er ermutigte uns Theologen, erfinderisch und mutig nach Wegen zu suchen, wie wir die frohmachende Botschaft überzeugend auch denjenigen vermitteln und einen Zugang eröffnen können, die am Leben der Kirche nicht mehr teilhaben.

Oft wurde im Zusammenhang des Papstbesuches immer wieder auch Kritik geäußert, die behauptete, die Person des Papstes selbst stehe zu sehr im Mittelpunkt. Diesen Eindruck konnte ich damals - und auch bei den späteren Besuchen, die ich viel näher und unmittelbarer erlebt habe - nicht teilen: Ihm ging es bei all seinen Ansprachen und Begegnungen immer wieder darum, die Botschaft des Glaubens zu künden, Ermutigung zu einem überzeugenden Leben als Christ im Alltag zu geben. Dabei hat er auch schwierige Themen nicht ausgeklammert. Dies wollte er aber nicht nur durch Ansprachen und Predigten deutlich machen, sondern er war sehr aufmerksam für die kleinen Begegnungen am Rande - mit Kindern, mit Behinderten und Kranken. Er überraschte immer wieder mit spontanen Reaktionen auch die Protokollbeamten.

Soweit meine wenigen und kurzen Eindrücke. Vielleicht konnte ich Euch damit weiterhelfen. Ich wünsche Euch nun ein gutes Gelingen Eures Projektes und grüße Euch alle sehr herzlich!

Euer

Bischof von Mainz
 

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