Egon Schmidt

Selm,den 19.10.1999

Egon Schmidt
Erster Polizeihauptkommissar
Polizeiausbildungsinstitut SeIm

Bericht über den Einsatz anlässlich einer Großdemonstration am 28.02.1981 gegen den Weiterbau des Kernkraftwerkes Brokdorf

Am 28.02.1981 sollte eine Großdemonstration gegen den Weiterbau des Kernkraftwerks Brokdorf in Schleswig-Holstein stattfinden. Zur Verstärkung der dortigen Polizei wurden vom Land Schleswig-Holstein auch Hundertschaften aus Nordrhein-Westfalen angefordert.

Hierzu gehörte eine Hundertschaft aus der Bereitschaftspolizei Bork, die vom 26.02.-02.03.1981 im Bereich Brokdorf eingesetzt wurde. Als Hundertschaftsführer standen mir für diesen Einsatz 120 Polizeibeamte, davon eine größere Zahl erfahrener Stammbeamte und weitere junge Polizeihauptwachtmeister als Gruppenbeamte zur Verfügung.
Während der einsatzrelevanten Zeit hatten wir einen festzugewiesenen Bereich zu schützen und bei erkannten Störungen einzugreifen.

Als sich dann der Demonstrationszug durch unseren Bereich bewegte, erhielt ich den konkreten Auftrag einen LKW der als Lautsprecherwagen für die Demoteilnehmer genutzt wurde anzuhalten und zu durchsuchen. Es bestand der Verdacht, dass auf dem Fahrzeug Molotowcocktails (Brennsätze) mitgeführt wurden. Nachdem ich mich mit der Hundertschaft bis zu dem Lautsprecherwagen vorgearbeitet hatte, musste ich feststellen, dass um den LKW herum in großer Zahl vermummte Demonstranten das Fahrzeug sicherten. Sie und weitere Demonstranten nahmen eine drohende Haltung gegenüber uns Polizeibeamten ein. Im Gespräch mit dem Führer der Demonstranten für diesen Bereich machte dieser mir deutlich, dass sie auf keinen Fall den Lautsprecherwagen von uns durchsuchen lassen würden. Es war mir klar, dass nur mit großer Gewaltanstrengung der Auftrag auszuführen war und es Verletzungen auf beiden Seiten geben würde. Um diese Eskalation zu vermeiden zogen wir uns, nachdem ich mich über Funk mit meiner Befehlsstelle besprochen hatte, vom Ort des Geschehens zurück. An diesen Moment erinnere ich mich, auch bei Gesprächen mit Mitarbeitern, noch heute. Der Lautsprecherwagen wurde übrigens zu einem späteren Zeitpunkt, an anderer Stelle durchsucht und beschlagnahmt.


 

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