Die Teufelsteine

... in den Bramgau-Sagen

Bramgau-Sagen

von Hermann Büscher

Quelle:

Bramgau-Sagen
von Hermann Büscher
Bocholt, 1930

Die Teufelsteine bei Heiden

In der Bauernschaft Nordick, ca. zwei km von Heiden entfernt, haben uns die Ureinwohner unseres Landes ein merkwürdiges Denkmal hinterlassen, eine altheidnische Grabstätte: Die einzige derartige Anlage im ganzen Gebiete des Münsterlandes besteht aus 22 großen Steinblöcken, welche auf einem runden Hügel zusammengetragen sind. Vier mächtige Decksteine, der größte ist 2,5 Meter lang, 2 Meter breit und 1/2 Meter dick, ruhten auf je zwei Tragsteinen und bildeten eine Grabkammer. Um diese waren die kleineren Steine kreisförmig aufgestellt. Die äußere Breite der Grabkammer beträgt 2 Meter, die Länge 8 Meter. Leider sind durch Grabungen nach Urnen die Steine wild durcheinander gewürfelt.

Wie sind nun die Steine dorthin gekommen? Die Volksage berichtet darüber folgendes:

Der Teufel befand sich einstens auf dem Wege nach Aachen, um den Dom, den Karl der Große dort errichtet hatte, zu zerstören. Zu diesem Zwecke hatte er alle großen Findlinge im Lande zusammengesucht und trug diese in einem Sacke auf dem Rücken gen Aachen. Schweißtriefend schleppte er sich unter der Last mühsam weiter. Bei Heiden begegnete ihm ein Schuster, der 12 paar verschlissene Schuhe auf dem Rücken trug. Diesen fragte der Teufel, wie weit es noch bis Aachen sei. Der Schuster hatte den Teufel am Pferdefuß erkannt und sagte: " Ich komme geradenwegs von Aachen, die Schuhe, die ich auf dem Rücken trage, habe ich von dort bis hier verschlissen." Da schüttete der Satan unter fürchterlichem Fluchen den Sack aus, das die Felsblöcke zur Erde fielen und der Boden unter den Füßen des Schusters zitterte und bebte.

Das Dorf erzählt ferner, dass die Steine niemand zählen kann und das niemand die Steine ohne schaden von ihrer Stelle holen und zerstören kann. Einst holte sich ein Bauer einen flachen Deckstein und verwendete ihn als Platte für seinen neuen Backofen. In der Geisterstunde der folgenden Nacht entstand im ganzen Hause ein poltern und lärmen, die Kühe hatten sich im Stalle losgerissen, die Schweine rannten wie toll in den Ställen umher, und die Hühner flatterten entsetzt von ihren Sitzstangen. Bei näherem Zuschauen fand man den neuen Backofen eingestürzt und der flache Stein lag am folgenden Tage wieder an seiner ursprünglichen stelle in der Gesellschaft der anderen Teufelsteine.