Es war an einem Dienstag im August 1944. Früh am Morgen stand ich auf und versorgte, wie immer, unsere einzige Kuh und die zwei Schweine. Meine älteste Tochter stand schon in der Küche, als ich wieder zurückkam.
"Wir müssen heute noch auf das Feld gehen und die Kartoffeln ausmachen," sagte ich zu ihr. Meine Tochter nickte.
Als wir dann auf dem Feld die Kartoffeln ausmachten, hörte ich von weitem ein leises Brummen. Ich dachte mir nichts dabei und arbeitete weiter. Ich richtete mich aber dann auf, weil ich meinte, wieder dieses Geräusch gehört zu haben. Es wurde immer lauter, und jetzt erkannte ich es auch. Ich blickte zum Himmel und sah in der Ferne ein Kampfflugzeug.
"Schnell, wir müssen zum Haus rennen!" rief ich meiner Tochter zu. Doch das Flugzeug war schon viel zu nah bei uns.
Neben unserem Feld war ein Grundstück mit tiefen Mulden. Schnell und mit großer Angst rannten wir dorthin, legten uns flach in eine der Mulden und versuchten zum Haus zu robben.
Das Motorengeräusch wurde immer lauter. Ich blickte hoch und sah das Flugzeug direkt über uns kreuzen. Ich lag ganz still in der Mulde. Mein Herz schlug immer schneller. Ich hatte Angst, große Angst, dass uns der Flieger erkennen konnte. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Dann endlich hörte ich, wie das Geräusch des Fliegers leiser wurde und dann verstummte.
Noch immer lagen wir wie gelähmt in der Mulde. Als ich dann aufstand, zitterten meine Knie noch vor Angst. Wir nahmen dann unsere Körbe mit Kartoffeln und gingen nach Hause. Zu Hause warteten meine Kinder und Verwandten auf uns. Sie hatten auch Angst und waren froh, dass wir wieder zurück waren.
( R. Wiechers )