(24) Unser Hof wurde beschossen

Es war am 27. März 1945. Nachmittags gegen 4.00 Uhr kamen die feindlichen Panzer aus Richtung Raesfeld nach Heiden. Sie schossen einzelne Bauernhäuser und zum Teil Wohnhäuser im Dorf in Brand. Die Kirche brannte völlig aus. Der 72 m hohe brennende Kirchturm war weit zu sehen. Gegen 6.30 Uhr wurde unser Hof von der amerikanischen Artillerie beschossen. 13 Geschosse trafen das Ziel. Zum Glück war es keine Brandmunition, sonst wären sämtliche Gebäude abgebrannt. Ein Bruder war 1 1/2 Jahre alt. Er wurde tödlich verletzt. Weitere drei Familienmitglieder wurden sehr schwer verletzt und zwei leicht. Pfarrer Kuhlmann las am nächsten Morgen bei uns im Haus die heilige Messe. Im Laufe des Tages wurde unser Hof von etwa 70 feindlichen Militärfahrzeugen als Quartierplatz besetzt. Tarnnetze und Zelte wurden darüber gespannt, dass die Fahrzeuge nicht zu erkennen waren. Stromaggregate und Funkgeräte surrten Tag und Nacht. Zwei Tage später wurde das tödlich verletzte Kind am Hofkreuz beerdigt. Die Schwerverletzten konnten einige Tage später im Heidener Schwesternhaus erstmalig ärztlich behandelt werden.

So brachten die letzten Tage noch großes Unglück für unsere Familie und unseren Hof.
(Alfons Vorholt )