Eine Woche vor Ostern wurden die Luftangriffe auf Heiden verstärkt. Die Bomber kamen von Holland und flogen über Heiden ins Industriegebiet, wo sie dann Essen, Düsseldorf, Gelsenkirchen und andere Großstädte bombardierten. Sobald die Sirenen losheulten, rannten ich und meine Familie wir in die selbst gebauten Bunker. Bomben fielen in Heiden. Sie zerstörten viele Häuser, und die Scheiben von unserem Haus zersplitterten. Als es zu gefährlich wurde, noch in Heiden zu bleiben, zogen wir in die Uhle. Wir hatten Glück und bekamen ein kleines Zimmer bei einem Bauern. Einige blieben in Heiden. Als die Tiefflieger kamen, stand der Bauer Ebbing-Lohaus in der Balkontür, und dort wurde er erschossen. An der Borkener Straße wurde auch jemand erschossen, er wollte noch schnell einkaufen gehen. Die Toten mussten in ihren Gärten begraben werden. Auf den Hauptstraßen von Heiden wurden Panzersperren errichtet. Die Engländer kamen vom Rhein über Wesel und Raesfeld nach Heiden. Am Bahnhof blieben sie dann mit ihren Geschützen stehen und gaben einen Funkspruch durch. Sie fragten, ob wir uns ergeben würden. Aber der Bürgermeister von Heiden und der Ortsgruppenleiter wollten nicht, dass Heiden sich ergibt. Die weiße Fahne wurde nicht gezogen. Am Abend schossen die Engländer dann vom Bahnhof aus mit ihren Geschützen in Heiden hinein. Das Vorderdorf brannte, und die Kühe von den Bauerhöfen verbrannten bei lebendigem Leib, sie brüllten und schrien vor Schmerzen, es hörte sich schrecklich an. Ich hatte Angst, dass unser Haus brennen würde, also schlich ich mich zum Dorf zurück. Als ich sah, dass unser Haus noch stand, war ich sehr erleichtert. Ich sah, wie die Panzer vorrückten und die Panzersperren einfach umfuhren. Heiden wurde besetzt. Einige Panzer fuhren nach Velen weiter. Am nächsten Morgen gingen wir dann ins Dorf zurück. Als wir an der Rekener Straße waren und die weiße Fahne hochhielten, sahen wir auf einem Feld einen deutschen Soldaten stehen. Plötzlich schoss er um sich. Blitzschnell warfen wir uns in den Graben, die Kugeln zischten über uns hinweg. Er wollte wohl nicht wahrhaben, dass Heiden eingenommen war. Dann gingen wir in unsere Häuser. Am Abend mussten wir aber wieder ausziehen. Die Engländer quartierten sich bei uns ein. Ein paar Habseligkeiten konnten wir mitnehmen. Ein Schwein, das wir kurz vorher noch geschlachtet hatten, konnten wir auch noch vor den Engländern verstecken und mitnehmen. Wir fanden dann bei Verwandten eine Bleibe. Ich war froh, dass die Luftangriffe vorbei waren.
(Berthold Döing)