Ein paar Tage vor der Besetzung konnten wir schon immer das Donnern der Kanonen hören aus Richtung Wesel. Das Donnern wurde immer lauter, daraus konnten wir schließen, dass die Front immer näher kam. Wir wohnten außerhalb, darum lagen wir etwas geschützter als die Bewohner des Dorfes. Am 27. März gegen Abend spürten wir, wie die Artilleriegeschosse über unser Haus hinwegfegten und Heiden beschossen. Wir hatten uns alle in einem Raum versammelt und beteten, dass der Krieg bald zu Ende sei und die Schießerei aufhören würde. Aber das Trommelfeuer ging pausenlos weiter. Man konnte keinen Schritt aus dem Haus gehen, weil es viel zu gefährlich war. Spät am Abend hörte das Trommelfeuer auf. Am anderen Morgen ging unser Vater mit uns auf den Weg, wo wir mit weißen Fahnen und weißen Taschentüchern den vorbeifahrenden Panzern winkten, um zu zeigen, dass sie hier keinen Widerstand zu erwarten hatten. Unser Nachbar stand auch am Weg mit weißen Fahnen. Die Panzer hielten an, und wir mussten verschwinden, wahrscheinlich, weil sie uns nicht trauten. Wir hätten ja noch Waffen haben und sie angreifen können. Sie trauten den Deutschen nicht. Drei meiner Brüder waren noch im Krieg, der 4. war noch zu jung für den Wehrdienst.
(Antonius Limberg)